Petras Bücherschätze
Weil der Mensch ein Mensch ist ...: Johannes Rau im Gespräch mit Evelyn Roll
Weil der Mensch ein Mensch ist ...: Johannes Rau im Gespräch mit Evelyn Roll
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Autor: Rau, Johannes
Farbe: Yellow
Ausgabe: 1.
Seitenzahl: 192
Veröffentlichungsdatum: 19-03-2004
Einzelheiten: Über den Autor und weitere Mitwirkende Die Politologin und Theodor-Wolff-Preisträgerin Evelyn Roll ist Autorin und leitende Redakteurin der "Süddeutschen Zeitung". Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten. Die Bush-Administration aber sprach von Armageddon, George W Bush von Kreuzzügen. Gott habe ihn aufgerufen, die Welt zum Frieden zu führen. Und in Amerika wird vielen besonnenen Menschen das Gefühl gegeben, wer diese Außenpolitik kritisiert, kann kein Patriot, sondern nur ein Verräter sein. Und das alles im Namen Gottes, amen? Ich halte das für ein grandioses Missverständnis. Keine der Weltreligionen ist auf Gewalt angelegt, aber in allen Weltreligionen gibt es gewalttätige Verführer. Wenn wir das begreifen, dann sind wir schon ein Stückchen weiter. Am 14. September habe ich gesagt: Was jetzt nicht passieren darf, ist, dass es einen Krieg des Evangeliums gegen den Islam gibt. Wer von den Kreuzzügen etwas weiß, der weiß, wie viele Menschen dabei zu Tode gekommen sind, obwohl sie schuldlos waren. Und Kreuzzüge helfen keinem weiter. Deshalb brauchen wir mehr Samariter und weniger Krieger Gottes. Haben Sie eigentlich George W Bush mal kennen gelernt? Ja, einmal war er zu Besuch, das war sehr angenehm. Können Sie davon erzählen? Es war ein einstündiger Besuch. Er hat dann nochmal geschrieben. Die Amerikaner sind ja da sehr, sehr unkonventionell. Die geben sich, wenn sie da sind, enorm protokollarisch und schreiben dann eine Weihnachtskarte: Dear Johannes, Dear Christina ... Yours, George and Laura. Dann schicken sie wieder Briefe durch den Botschafter, und die sind dann sehr viel unpersönlicher. Diese Welt der Diplomatie ist eine Welt, die erschließt sich nicht so leicht. Haben Sie nach dem Konflikt um den Irak-Krieg noch einmal mit dem amerikanischen Botschafter Daniel Coats gesprochen? Im Herbst 2003 habe ich in einem sehr kooperativen und freundlichen Gespräch versucht, ihm meine Position zu vermitteln. Ich glaube, das ist auch ganz gut gelungen. Ich habe ihm vor allem gesagt, dass man unterscheiden muss, ob zwei Regierungen einen Meinungskonflikt haben und die Presse den thematisiert oder ob zwei Völker gegeneinander stehen. Und es stehen keine Völker gegeneinander. Die Älteren in Deutschland sind Amerika dankbar für das, was die Amerikaner für Deutschland getan haben und speziell auch für Berlin. Die Kinder sind unbefangener gegenüber Amerika, gegenüber England oder Frankreich, und sie sind nicht imstande und auch nicht willens, diese Konfrontation mitzumachen - deutsch-französisch gegen transatlantisch. Und ich glaube, das hat auch der amerikanische Botschafter ganz gut verstanden. Auch die Bush-Eltern waren ja bei Ihnen zu Hause zu Gast, zusammen mit Gorbatschow. Und Sie haben sich mit denen über Kohl unterhalten und über Putin, hieß es. Was wird denn da so gesprochen? Das kann ich nicht erzählen. Aber Barbara Bush hat uns danach geschrieben. Die waren ja auf einer Reise durch zwölf europäische Länder. Und sie hat danach mit der Hand geschrieben, am schönsten sei es bei uns gewesen. Warum kann man das nicht erzählen? Wie wollen Sie denn Ihre Biographie, Ihre Erinnerungen schreiben, wenn Sie so etwas alles nicht erzählen können? Wenn ich ein privates Treffen habe mit Bush oder mit Gorbatschow oder mit wem auch immer, dann müssen meine Gäste oder Gesprächspartner doch davon ausgehen können, dass darüber nicht geschrieben wird. Sonst wäre man ja bei jedem privaten Gespräch befangen. (...)
EAN: 9783871344947
Languages: Deutsch
Binding: Gebundene Ausgabe
Artikel Hinweis: Sehr gut erhaltenes Buch
Artikel Zustand: Gebraucht - Sehr gut
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