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Petras Bücherschätze

Mutter eines Fremden: Roman

Mutter eines Fremden: Roman

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Inkl. Steuern.

Autor: Bardwell, Leland

Seitenzahl: 240

Veröffentlichungsdatum: 03-06-2005

Einzelheiten: Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten. Der Brief trug den Absender «Messrs. Forbes & Bell, Rechtsanwälte» und kam aus einem Ort namens Crowsfort irgendwo in Surrey, England. «Sehr geehrte Mrs. McDonald», las sie, «… ist mittlerweile zweifelsfrei erwiesen …» Sie überflog die maschinegeschriebenen Zeilen … Gütiger Gott, nein. Sie hatte eine Rechnung erwartet, eine Einladung, eine Mahnung. Alles, nur das nicht. Sie wollte den Briefträger zurückrufen. Ihm sagen, der Brief sei für jemand anderen bestimmt. Es liege eine Verwechslung vor. McDonald sei ein weit verbreiteter Name. Sie las die Zeilen noch einmal. Doch, es hatte seine Richtigkeit. Es hatte alles seine Richtigkeit. Ort, Datum, sogar die Uhrzeit, bis auf die Minute genau. Sie wanderte auf dem Rasen hin und her und blickte nervös zum Haus. Hinter dem Küchenfenster konnte sie Jim sehen, wie er sich über die Spüle beugte. Als er aufschaute, bemerkte er sie und lächelte. Sie öffnete die Tür zum Hühnerstall, und als sie den Hühnern ihr Futter hinstreute, stoben sie in einem Wirbel von Federn ins Freie. Gütiger Gott! Nein! Vermutlich machte Jim gerade Kaffee. Ein Morgenritual. Wie ein Gebet. Er rief sie. Und ein zweites Mal: «Nan, wo bleibst du denn? Der Kaffee ist fertig.» Durch die Hintertür trat sie in die Küche. Er nahm sie in den Arm. «Was ist denn in dich gefahren? Die Hühner zu füttern!» «Ach, nur so.» «Möchtest du Spiegeleier und Speck?» «Nein.» Verwundert sah er sie an, seine Hände auf ihren Schultern. «Was ist los mit dir?» «Nichts.» «Bist du sicher?» Er schaltete das Radio aus. In Baldonnell waren es gestern 31 Grad gewesen, für den Monat Mai ein Rekord. Alle redeten vom Wetter – in den Läden, im Pub, auf der Straße. Farmer lümmelten mit nackten Oberkörpern und Strohhüten herum wie Filmstars aus den fünfziger Jahren im tiefsten amerikanischen Süden. Er hatte sich nie glücklicher gefühlt. Das Leben war perfekt. Kreischend vor Lachen hatten sie den Morgen im Bett verbracht, bis sie, schweißgebadet, die Laken zerwühlt, aufstehen mußten. «Schade, daß du nächste Woche nach Krakau mußt. Wir sollten ans Meer fahren. Wir hätten nach Rosses Point fahren können.» «Nach Rosses Point?» «Hör doch auf herumzupusseln.» Sie hatte angefangen, die Gegenstände auf der Anrichte hin- und herzurücken.«Was ist denn los mit dir?» «Willst du das wirklich wissen?» Er starrte seine Frau an, die gebeugt vor ihm stand und sich mit einer Hand ins Haar griff. Irgendwie wirkte sie sonderbar. Und noch ehe er antworten konnte, murmelte sie etwas von unehelichen Kindern und gefallenen Frauen und was es in den sechziger Jahren, als es keinen anderen Ausweg gab als Engelmacherinnen oder Selbstmord, bedeutet hatte, ein Kind zu bekommen. «Um Himmels willen! Willst du damit etwa sagen, daß du ein Kind hast?» «Genau das.» «Ein Kind? Das kann ja wohl nicht wahr sein!» Sie kannten sich seit Jahren. Für so etwas war kein Platz. Machte ihr vielleicht die Hitze zu schaffen? Er versuchte, das Thema auf die hohen Temperaturen in Baldonnell zu lenken, aber sie fuhr ihn an, er solle gefälligst den Mund halten und zuhören. «Er will sich mit mir treffen. Er hat mich ausfindig gemacht.» «Er?» «Ja, er. Der Junge. Ich hab’s dir doch eben gesagt. Im Geburtsregister hatte ich ihn unter dem Namen Seán Wine eintragen lassen. Er ist adoptiert worden.» «Wo?» Als ob das eine Rolle spielte. «In England.» «In England?» «In England.» Sie gab ihm den Brief. «Aber warum …» Warum was? Warum sie ihm nicht schon vor Jahren davon erzählt hatte? Als er sie danach fragte, zuckte sie mit den Schultern und antwortete, er hätte sie verlassen, wenn er davon erfahren hätte. «Moment mal.» Er versuchte, ihre Hand zu nehmen, aber sie schlüpfte an ihm vorbei und wieder zur Tür hinaus. Er blickte ihr nach. Hätte er das wirklich getan? Sie verlassen? Natürlich nicht! Was für eine Vorstellung! Er fing an, den Brief zu lesen: Sehr geehrte Mrs. McDonald, ein gewisser Mr. Charles Henry Fordson

EAN: 9783453350809

Languages: Deutsch

Binding: Taschenbuch

Artikel Hinweis: Oberer Schnitt etwas nachgedunkelt

Artikel Zustand: Gebraucht - Gut

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