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Petras Bücherschätze

Keinen Penny für nichts: Erzählungen

Keinen Penny für nichts: Erzählungen

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Inkl. Steuern.

Autor: Kirshenbaum, Binnie

Farbe: Yellow

Ausgabe: 1.

Seitenzahl: 200

Veröffentlichungsdatum: 01-04-1998

Einzelheiten: Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten. Das war die Frage: Was sind wir? »Wir sind jüdisch«, sagte meine Mutter, »aber nicht richtig.« Wir sind jüdischer Herkunft, so wie andere von Engländern oder Norwegern abstammen. Wir haben uns assimiliert, ganz bescheiden. Wir haben nicht nur den Glauben verlassen, wir haben uns auch von Jüdischkeit distanziert, als ob alles daran - Sprachen, Kultur, Gebräuche, der Humor - nach gefilte fisch roch. Niemand würde uns für Juden halten, und wennn wir unser Erbe auch nicht verleugnet haben, betont haben wir es jedenfalls auch nicht. Bei einem Sonntagsausflug ins Mystic Aquarium sah ich zum ersten Mal Chassidim. Obwohl ich wußte, daß es sich nicht gehörte, konnte ich nicht anders als diese Familie anzustarren, die trotz der Julihitze völlig eingemummt war. Ihr Sohn war etwa in meinem Alter, und seine Schläfenlocken kringelten sich und klebten an seinem blassen, spitzen Gesicht. »Daß du dich bloß von ihnen fernhälst«, ermahnte mich meine Mutter. »Sie sind schmutzig. Sie baden sich nicht.« Wir feierten Weihnachten, hängten Santa-Claus-Strümpfe auf, beschenkten einander unterm Weihnachtsbaum, aber so weit, eine Krippe aufzustellen, gingen wir nicht, und auf den Weihnachtskarten, die meine Mutter verschickte, waren verschneite Wälder abgebildet. Amerikanische Weihnachtskarten, die einen auf die Idee brachten, Jesus sei so jemand wie Johnny Appleseed gewesen, der bekanntlich den ganzen Mittleren Westen mit Apfelbäumen bepflanzte. Eine Woche vor Ostern kaufte meine Mutter neue Osterkleidung für meine Schwester und mich: bombastische Kleider, Mary-Jane-Lackschuhe, steife Strohhütte mit Bändern, die den Rücken runterbaumelten. Am nächsten Tag wurden meine Schwester Rose Anne und ich der Obhut einer Nachbarin überlassen, weil meine Eltern einen Schiwe-Besuch machen mußten. Daddys Großtante Sarah war gestorben. Ich stellte mir Schiwe-Sitzen so vor: Erwachsene saßen zähneklappernd auf Eisblöcken. »Nun«, sagte meine Mutter, »du liegst gar nicht so daneben. Es ist ähnlich lächerlich.« Die Nachbarin nahm Rose Anne und mich mit in ihre Kirche zur jährlichen Ostereiersuche. Rose Anne und ich waren hingerissen. Jedes Kind bekam einen mit limonengrünem Kunstgras ausgelegten Korb, in den wir die Eier tun konnten, die wir gefunden hatten. Nach einer Stunde gewann der, der die meisten Eier gefunden hatte, einen riesengroßen Schoko-Hasen. Massiv Schokolade, nicht hohl, mit einer lila Hagelzucker-Kette um den Hals. Achtung! Fertig los! Der Pfarrer blies in seine Pfeife, und wir stoben in alle Richtungen. Es war, als leitete mich Gott persönlich. Eier, Eier, überall. Gegen Steine gebettet, unter Blättern hervorlugend, offenbarten sie sich mir in wahren Farbexplosionen - blau vor einem Baumstamm, rot im Gras, gelb auf Asphalt. Mein Korb quoll über. Ich hatte bei weitem die meisten Eier gesammelt, ein gewaltiger Sieg, wie die Richter bei der Auszählung feststellten. Sie zählten noch einmal. Dann berieten sie sich und gaben folgendes bekannt: Während ich in der Tat die meisten Eier hatte und man mir hierzu gratulieren mußte, so war ich doch ein Gast. Nur ein Mitglied der Kirche konnte den Preis gewinnen. Ich bekam dieselbe Handvoll billiger Süßigkeiten wie all die anderen Kinder. Ich verstand es so: Gast war ein Euphemismus. Und jüdisch zu sein, aber nicht richtig, bedeutete, daß man zwar bei einer Ostereiersuche mitmachen, aber den Schoko-Hasen nicht gewinnen konnte. Kurzbeschreibung Schnell, witzig und abgrundschwarz die New Yorker Erzählerin mit dem gewissen Etwas. Normalerweise interessiert sich kein Mensch für Geschichte und möchte sie auch gar nicht erleben. Aber oft genug kommt die Geschichte zu uns, und dann haben wir mit ihr zu tun, auch wenn wir nicht wollen. So geht es zum Beispiel der amerikanischen Salonkommunistin und Südstaatenlady Lorraine, die sich ganz gegen ihren Willen in einen Deutschen verliebt. Als sie ihn 1986 in Deutschland besucht

EAN: 9783423241281

Languages: Deutsch

Binding: Taschenbuch

Artikel Hinweis: Gut erhaltenes Taschenbuch

Artikel Zustand: Gebraucht - Gut

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