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Petras Bücherschätze

Engel der Dichtung: Eine Lesereise

Engel der Dichtung: Eine Lesereise

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Inkl. Steuern.

Autor: Aigner, Christoph W.

Seitenzahl: 160

Veröffentlichungsdatum: 01-08-2000

Einzelheiten: Kurzbeschreibung Was ist das wirklich: Dichtung? Wenn Wörter Wirklichkeit erzeugen - und die Sprache ist der Menschheit ja nicht fertig ins Maul gefallen -, so sind Dichtung und Leben untrennbar miteinander verwoben. Nachdenken über Dichtung heißt somit, über das Leben nachdenken zu müssen. Der Autor muß sich prüfen, wie er lebt, und muß sich Rechenschaft ablegen über seine Verantwortung, wenn er Dichtung in die Welt setzt. Wie er es tut und was er unter Dichtung versteht, legt Christoph Wilhelm Aigner in seiner Poetologie offen, bis hin zu jenen zehn Einsichten, die sein und damit das Leben seiner Gedichte beeinflußt haben. Über den Autor und weitere Mitwirkende Christoph Wilhelm Aigner, geboren 1954 in Wels/Oberösterreich, studierte in Salzburg, lebt in Italien. »World Literature Today« zählt ihn zu den wichtigsten zeitgenössischen Dichtern. Seine Bücher erscheinen bei DVA, zuletzt die hochgelobte Übersetzung der Lyrik Giuseppe Ungarettis »Zeitspüren« (2003), »Logik der Wolken« (2004) und »Kurze Geschichte vom ersten Verliebtsein« (2005). Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten. Die ersten Stürme, die die kühlere Jahreszeit ankünden, sammeln sich bereits Ende September auf dem Pass. Dort, in fünfzehnhundert Metern, laufen sie auf den Bergrücken hin und her, hetzen und zerbeißen Wolken, bis aus Nordost die schweren behäbigen Stürme nachkommen. Das kann noch drei Wochen dauern. Dann aber stürzen sie sich über die Südseite, rutschen auf Wiesen, schlittern über Geröll, springen auf den Wäldern, als wären diese ein Trampolin; und hier, auf halber Höhe zwischen Pass und Tal, entstehen tönende vibrierende Hänge. Zypressen und Pinien beginnen zu singen, aus den Ginsterstauden und an den Felsstücken entstehen Choräle, und das Haus wird gleichermaßen zum Instrument. Vereinzelte große Regentropfen werden schräg und parallel zum Fenster vorbeigeschleudert. Zuweilen zerreißt es einen Tropfen zwischen Luftstößen, zerklatscht von unsichtbaren Händen. Eine kleine stille Explosion; der Tropfen versprüht auf dem Fensterglas, das nun Stellen hat, wie von Milben befallen. Die Sonne schmilzt auf der glatten Bergkuppe. Der Raum mit den beiden Fenstern nach Südwesten, an die je ein Arbeitstisch gestellt ist, füllt sich minutenlang mit Farbe von braunorangenem Samt. Momente profunder Ruhe. Ein atmosfärisches Gleichgewicht. Sogar die Vögel halten den Schnabel. Bis die Schatten sich vermehren und der Tag kippt. Immer öfter fahren Nebelschiffe ein in die bewaldeten Buchten und Schneisen der Hügelausläufer, über die wogende Vegetation. Ihre gequollenen Rümpfe fallen langsam auseinander und fließen durch die Zweige der Olivenbäume und sickern durch die Kronen der Eichen; klebrig hängen sie von den starren breiten Blättern der Feigenbäume. Außerhalb des Schutzes menschlicher Gemeinschaft merkt man bei den geringsten Geräuschen oder Lauten auf: ein vom Plafond fallendes Steinchen, das Fiepen eines Fitis, das kurze Stöhnen eines Deckenbalkens, in dem der Holzwurm wieder einen Millimeter geschafft hat, das Kratzen eines vertrockneten Blatts, das der Wind über die gewölbten Dachziegel schiebt, der Warnruf einer Amsel, der Aufprall von Insektenkörpern an der Fensterscheibe. Man wird aufmerksam gehalten. Ein ständiges Wittern und Prüfen. Hier wären Hilferufe unnütz. Der Vereinzelte genießt keinen Schutz. Das ist auch nicht notwendig, denn die Natur ist weder aggressiv noch hilfsbereit. Es geht in ihr bloß ums Überleben, sowohl um das Überleben des Individuums als auch der Gattung. Und das Überleben einer Gattung schließt mit ein, dass Einzelne aus ihr dem Überleben Einzelner einer anderen Gattung dienen müssen. Daher wird kaum ein Wesen seinem Artgenossen zu Hilfe kommen, wenn dieser gehetzt wird und erlegt. Der vorherrschende Reflex in der Natur ist der Fluchtreflex. Ich bewege mich also mit ruhiger Wachsamkeit durchs Gelände. Die Vipern gleiten mir aus dem Weg, un

EAN: 9783421053992

Languages: Deutsch

Binding: Gebundene Ausgabe

Artikel Hinweis: Sehr gut erhaltenes Buch

Artikel Zustand: Gebraucht - Sehr gut

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