Petras Bücherschätze
Das zärtliche Alphabet des Don Júbilo (BLT. Bastei Lübbe Taschenbücher)
Das zärtliche Alphabet des Don Júbilo (BLT. Bastei Lübbe Taschenbücher)
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Autor: Esquivel, Laura
Farbe: Brown
Ausgabe: 1. Aufl. 2004
Seitenzahl: 251
Veröffentlichungsdatum: 21-09-2004
Einzelheiten: Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten. Er wurde in fröhlicher Stimmung an einem Feiertag geboren. Die ganze Familie, die sich zum Fest versammelt hatte, nahm ihn in Empfang. Es wird erzählt, seine Mutter habe so heftig über einen der Witze gelacht, die dort nach Tisch die Runde machten, dass die Fruchtblase platzte. Zunächst dachte sie, die Feuchtigkeit, die sie zwischen den Schenkeln spürte, rühre daher, dass sie vor lauter Lachen ihre Blase nicht mehr unter Kontrolle hatte. Doch dann bemerkte sie, dass dieser Schwall die unmittelbar bevorstehende Geburt ihres zwölften Kindes anzeigte. Immer noch lachend, entschuldigte sie sich und zog sich auf ihr Zimmer zurück. Nach elf bereits überstandenen Geburten kostete diese sie nur noch wenige Minuten. Sie gebar einen hübschen Jungen, der das Licht der Welt nicht weinend erblickte, sondern lachend. Nachdem sie sich frisch gemacht hatte, kehrte Doña Jesusa ins Esszimmer zurück und verkündete ihrer Familie: "Seht mal, was mir passiert ist!" Als alle sie anschauten, wies sie auf das winzige Bündel, das sie im Arm hielt, und sagte: "Vor lauter Lachen ist mir das Kind herausgerutscht." Schallendes Gelächter erfüllte den Raum, und alle beklatschten begeistert dieses großartige Ereignis. Ihr Ehemann, Librado Chi, rief mit hoch erhobenen Armen aus: "Was für ein Jubel!" Und so kam der Kleine zu seinem Namen. In der Tat hätte man keinen besseren für ihn auswählen können. Júbilo war die perfekte Verkörperung fröhlicher Ausgelassenheit, immer heiter und aufgeräumt. Nicht einmal, als er Jahre später erblindete, büßte er seine gute Laune ein. Es schien fast so, als sei er mit der Gabe, als glücklicher Mensch zu leben, auf die Welt gekommen. Das betraf nicht nur seine Fähigkeit, selbst Glück zu empfinden, sondern auch die, seinen Mitmenschen Glück zu bescheren. Wo immer er auftauchte, begleitete ihn ein Chor von Gelächter. Die Stimmung mochte noch so gedrückt sein, sobald er eintraf, lockerte er durch einen Zauber die gespannte Atmosphäre und besänftigte die Gemüter, sodass selbst der hoffnungsloseste Pessimist begann, die Dinge von ihrer angenehmen Seite zu betrachten, als besäße Júbilo auch noch die Gabe, Frieden zu verbreiten. Nun gut, die einzige Person, bei der seine Fähigkeit hin und wieder versagte, war seine Gattin, doch diese Ausnahme bestätigte nur die Regel. Sonst gab es niemanden, der seinem Charme und seiner guten Laune je widerstehen konnte. Selbst Itzel Ay, seine Großmutter väterlicherseits, die zeitlebens die Ehe zwischen ihrem Sohn und einer Weißen mit Skepsis betrachtet hatte, musste lächeln, wenn sie ihn sah. Aus diesem Grund nannte sie ihn Che´ehunche´eh Wich. Das heißt in der Sprache der Maya: das lächelnde Gesicht. Das Verhältnis zwischen Doña Jesusa und Doña Itzel war nie gut gewesen, bis Júbilo zur Welt kam. Der Grund war die unterschiedliche Herkunft. Doña Itzel war eine hundertprozentige Maya, und sie missbilligte die Vermischung ihrer Rasse mit dem spanischen Blut Doña Jesusas. Jahrelang hatte sie das Haus ihres Sohnes nicht betreten. Ihre Enkel waren aufgewachsen, ohne dass sie viel davon mitbekommen hätte. Ihre Abneigung ging so weit, dass sie sich lange Zeit weigerte, auch nur ein Wort mit ihrer Schwiegertochter zu wechseln, immer unter dem Vorwand, sie spreche kein Spanisch. So sah sich Doña Jesusa gezwungen, die Sprache der Maya zu lernen, um sich mit ihrer Schwiegermutter zu verständigen, doch es fiel ihr sehr schwer, sich eine Sprache anzueignen, die sich so sehr vom Spanischen unterschied, während sie gleichzeitig elf Kinder großziehen musste. Deshalb fanden Gespräche zwischen den beiden Frauen selten und nur in sehr dürftiger Form statt. Erst mit Júbilos Geburt änderte sich die Situation. Die Großmutter betrat wieder häufiger das Haus ihres Sohnes, da sie sich von ganzem Herzen wünschte, in der Nähe dieses Jungen zu sein, anders als bei ihren anderen Enkeln, für die sie nie großes Interesse gezeigt hat
EAN: 9783404921652
Languages: Deutsch
Binding: Taschenbuch
Artikel Hinweis: Gut erhaltenes Taschenbuch
Artikel Zustand: Gebraucht - Gut
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