Petras Bücherschätze
Das Haus der Lügen: Roman
Das Haus der Lügen: Roman
Verfügbarkeit für Abholungen konnte nicht geladen werden
Autor: Burt, Guy
Seitenzahl: 272
Veröffentlichungsdatum: 01-01-2005
Einzelheiten: Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten. 1 Matthew sitzt mir gegenüber auf den Bodendielen des leeren Raums. Im Moment hat er seinen Blick von mir abgewandt. Eine Seite meines Gesichts schmerzt, weil er mich geschlagen hat. Draußen tobt ein lautes Unwetter; dann und wann schaut er zu den Fenstern hinüber, wenn das Sperrholz, mit dem sie zugenagelt sind, bebt und knirscht. Wir befinden uns in der Küche des alten Hauses. Die flackernde Kerzenflamme lässt Schatten durch den Raum tanzen, während der Wind durch den Garten fegt und die Pflanzen zerzaust. Im oberen Stockwerk knarren und murmeln die Korridore, wie von den Erinnerungen an die Schritte langer Jahre beseelt. Mein Atem geht inzwischen ruhiger. Ich finde heraus, wo die Grenzen sind, und ich beginne die Regeln zu begreifen, an die wir uns halten. Er wirkt nervös, ist zappelig. Ich hebe unbeholfen die Hände, um mir das Haar aus dem Gesicht zu streichen, und er dreht sich zu mir um, als er die Bewegung wahrnimmt. »Tut mir Leid«, sagt er. Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, und daher sage ich gar nichts. Er sagt: »Sophie? Es tut mir Leid, dass ich dich geschlagen habe. Ich will dir nicht wehtun. Aber es muss endlich Schluss damit sein du weißt schon, mit all diesen Lügen. Die Zeiten sind vorbei. Keine Spielchen mehr. Einverstanden?« Ich nicke, und ein Teil der Anspannung scheint von ihm abzufallen. Ein gellendes Splittern verrät, dass draußen ein Zweig von einem der Bäume gerissen wird, aber nichts deutet darauf hin, dass er es gehört hat. »Hier sollten mehr Sachen sein«, sagt er. »Mir kommt es vor, als fehlte einiges.« Ich habe keine Ahnung, wovon er redet, aber ich nicke trotzdem; das scheint mir mittlerweile das Einfachste zu sein. Ich habe auch keine Ahnung, wohin das alles führen wird. Ich bringe meinen Rücken an der Wand in eine andere Haltung und versuche, mich auf die unstete Kerzenflamme zu konzentrieren. Meine Handgelenke sind mit dickem Klebeband umwickelt, aber meine Füße sind frei, und ich habe die Beine angezogen, damit ich meine Arme darauf legen kann. Ich habe große Angst. Er scheint unsicher zu sein, was er als Nächstes tun soll. »Die entscheidenden Dinge bleiben so, wie sie sind«, sagt er. »Was?« »Alles hat sich verändert. Das Haus, der Garten, die Küche. Alles ist anders.« Er seufzt. »Trotzdem bleiben die entscheidenden Dinge immer gleich. Du. Ich. Du weißt schon.« Er lächelt, und sein Gesichtsausdruck wird etwas sanfter. Er wendet den Blick ab. Als Sophie und ich Kinder waren, war unser Garten groß; von der seitlichen Hauswand erstreckte er sich in weite Ferne, von Blumenbeeten und hohen Hecken gesäumt. Im Sommer wuchsen Kletterrosen und Geißblatt an den Spalieren hinauf. An einer Stelle bahnte sich ein Bach seinen Weg durch die Erde, und über das Wasser führten zwei Holzbrücken zu einem schlammigen Stück Land, das früher einmal ein Obstgarten gewesen war. Da nur noch ein oder zwei der ursprünglichen Bäume übrig waren, nutzte der Gärtner den Platz jetzt, um Unkraut zu verbrennen. Auch der Geräteschuppen stand dort. Wenn wir damals den Bach überquerten, ließ uns der Geruch der nass gewordenen Asche früherer Feuer die Nase rümpfen. Auf dem weichen Boden musste man behutsam auftreten. Vom Haus aus konnte man nur einen kleinen Teil des Gartens mühelos überblicken. Selbst von meinem Schlafzimmer aus, das im oberen Stockwerk lag, gab es Stellen, wo die Sträucher und Bäume den Blick versperrten. Aus diesem Grund und weil es für uns im Haus selbst so wenig zu tun gab, nahmen Sophie und ich den Garten in Besitz. Unser Vater war eine derart unwirkliche Gestalt, und wir bekamen ihn so selten zu sehen, dass er kaum Einfluss auf unser Leben hatte. Mummys Reich waren die Zimmer im Erdgeschoss des Hauses. Sie pendelte in regelmäßigen Abständen zwischen dem Salon und der Küche umher und ging ihren unergründlichen Beschäftigungen mit einer Art durchdachter Pedanterie nach, die einerseits erschreckend,
EAN: 9783453430105
Languages: Deutsch
Binding: Taschenbuch
Artikel Hinweis: Schwacher Stempel am unteren Seitenschnitt
Artikel Zustand: Gebraucht - Gut
Share
